Samstag, 28. Januar 2006
Goodbye Tristesse
.. hab das Buch jetzt fast durch. Aber ich suche immernoch den Lichtblick darin. Vielleicht kommt der ja noch, aber ich glaube nicht daran. Auch wenn ich nicht jede Meinung darin teilen kann und vorallem dem bewusst verklärendem Stil nichts abgewinnen kann, interessant war es schon.

Bei einer kleinen Internet-Recherche zum Zapatismus bin ich mal wieder auf das Netz der Anarchie-Anhänger gestoßen und bei der Freien ArbeiterInnen Union gelandet. Und da schlag ich mir doch an den Kopf und frage mich was diese Leute wollen? Selbstverständlich werden im Neoliberalismus Arbeitskräfte ausgebeutet. Es ist nicht schön, aber welche Perspektiven bietet die FAU? Was wollt Ihr? Den Kommunismus hatten wir schon. Hier wurden die Arbeit genauso ausgebeutet. Natürlich liegt es daran, dass die wenigen Oberen ihre Macht ausgebaut und gesichert haben. So sind wir Menschen nunmal - leider.

Und Anarchie? Anarchie! Ja, alles auf Null. Alle gleich machen und von vorne anfangen. Wieder werden sich einige Wenige eine Vormachtsstellung aufbauen. Ganz egal mit welchen Absichten, die erste Begründung wird sein, dass man sich und das Volk ja gegen die Bösen anderen absichern muss. Du gibst mir jeden Monat eine Kuh, Korn und etwas Bier und ich halte Dir die Bösen vom Leib. Und es wird jeden Monat etwas mehr, weil die Bösen stärker werden. Und um mehr Bier zu bekommen lässt man die Bösen immer mehr Spielraum. Je nach persönlicher Einstellung - so oder so führt es zu einem Ungleichgewicht. Spätestens wenn das Volk - oder zumindest die erlesenen hellblickenderen Individuen des selbigen - die Systeme anfangen zu verstehen kommen Umbrüche, Revolutionen, und am Ende diverse politische Spielarten, die versuchen die Machtverhältnisse in ein für alle sich Beteiligenden zufriedenstellendes Verhältnis zu bringen. Momentan sind wir hier in Dtl bei einer Art sozialer Demokratie angelangt. Dummerweise bringt diese ein recht hohes Zufriedenheits-Level, was die Bevölkerung allmählich verdummt und im wahrsten Sinne des Wortes gut durchfüttert. Das Aufregendste was man tun kann, ist soviel wie möglich zu ficken, zu essen (was allerdings not ganz socialogical correct - da dickmachend - ist), sich durch Halluzinogene, Stimulantia, Narkotika oder sonstwelcher Drogen durchkauen zu lassen. Man kann natürlich auch eine Familie gründen und sich den Freuden des Aufzuges kleiner Kinder ergeben - was IMHO noch das Beste ist, was man tun kann. Aber man muss sich schon bereit fühlen, in dieses Elend weitere kleinere Selbsts zu setzen.

Anarchie ist jedenfalls keine sehr gute Lösung. Und in dem Moment wo man anfängt die Anarchie - wieauchimmer - zu regulieren ist die Anarchie nur noch ein Witz.

Apropos böse Andere. Hat doch erstaunliche Paralellen zu der aktuellen Terrorismus vs. Sicherheit Diskussion.

Die Allmende wird immer bedroht werden. Und die Beschützer werden immer ein größeres Stück vom Kuchen verlangen.

Eine Perspektive sehe ich auch nicht. Aber bis ich diese gefunden habe werde ich mich weiter jeden Tag daran erinnern, dass die Guten immer verlieren. Was nicht heißt, dass ich Böse bin. Gut - nach den Kriterien gegenwärtiger soziopolitischer Couleur - bin ich jedenfalls nicht.

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